Ein klangvoll – kabarettistischer Festakt

Ist das noch Musik oder schon ein Weihnachtslied?
Jürgen Becker, Martin Stankowski und die Talking Horns zelebrieren die spannende Geschichte und die Musik des erfolgreichsten Festes des Jahres. „So, da wollen wir uns mal ne’n schönen Abend machen…“ Man kennt diesen Satz von Jürgen Becker und er löste ihn mit seinen zahlreichen Soloprogrammen stets ein. Doch diesmal steht der Moderator der renommierten WDR-Kabarettsendung „Mitternachtsspitzen“ nicht allein auf der Bühne.

whynachten_stern_juergenViel Blech und ein bisschen Holz – Die Talking Horns erzählen mit beredter musikalischer Diktion die höchst unterhaltsame Geschichte weihnachtlicher Musik. Kopf und Bauch werden gleichermaßen bedient, denn der Historiker und Journalist Martin Stankowski legt mit würziger Sprache die tiefen Wurzeln der Feierlichkeiten rund um den 24. Dezember frei und die haben mit Christi Geburt soviel zu tun wie der Osterhase mit Karfreitag. Römische und heidnische Riten machten Weihnachten erst möglich und so kann heute jeder mitmachen: Buddhist, Evangelist, Atheist, Kapitalist, ja sogar Kabarettist Jürgen Becker kann sich dem Zauber der emotionalen Gemengelage zum Jahresende nicht entziehen. So formt er einen scheinbar nie versiegenden Quell verbaler Erheiterung. Allerdings fließt diese satirische Fontaine via Talking Horns unmittelbar in ein akustisches Gewässer andächtiger Rührung.

Ob Johann Sebastian Bach, Felix Mendelsohn-Bartoldy oder Emerson Lake & Palmer, für die brillanten Bläser ist Jazz ganz einfach eine für jeden whynachten_stern_martindirekt  zugängliche, universelle musikalische Sprache. So reisen die sechs Herrschaften denn auch virtuos durch Mythen, Riten und Musikstile, ganz ohne missionarische Verbissenheit, sondern souverän und mit einer erfrischenden Portion Selbstironie. Das »grooved« und »swingt« und »stompt« und manchmal »funkt« es auch ganz gehörig. Messerscharfe Bläsersätze wechseln mit urkomischen Passagen Beckers und Stankowskis geistvollen Ausflügen in die Geschichte, die dann wieder in avantgardistische Kammermusik münden. Die große Faszination der Talking Horns liegt darin, dass sie ihren fantasievollen musikalischen Mikrokosmos mit sparsamen Mitteln entfalten: keine Rhythmusgruppe, keine Elektronik, keine Verstärker. Die extreme Vielfalt der Klänge und musikalischen Strukturen entsteht durch die beeindruckende Virtuosität und die unbändige Spielfreude mit der die Musiker das gesamte Klangspektrum ihrer Instrumente entfalten.

Ebenso wie der begnadete Erzähler Stankowski und sein verschmitzter Freund Becker einzig das geschliffene Wort beherrschen. So harmoniert das satirische Sixpack perfekt im pompösen Glanz perfekter Posaunen und Pointen gleichsam postulierend:
Eine Religion ohne Weihnachten hat in Zukunft keine Chance.

  • Achim Fink | Posaune, Basstrompete, Tuba
  • Stephan Schulze | Posaune, Bassposaune, Tenorhorn, Tuba, Flügelhorn
  • Andreas Gilgenberg | Alt- und Sopransaxophon, Bassklarinette, Altflöte
  • Bernd Winterschladen | Tenorsaxophon, Baritonsaxophon, Bassklarinette
  • Martin Stankowski & Jürgen Becker | Recherche und Texte