„Immer wieder Aufhören! – 25 Jahre Mitternachtsspitzen“
Bettina Böttinger im Gespräch mit Richard Rogler sowie Jürgen Becker, Uwe Lyko und Wilfried Schmickler

Deutschland war noch geteilt, als Richard Rogler im Alten Wartesaal unter dem Kölner Hauptbahnhof zur Premiere der „Mitternachtsspitzen“ begrüßte, dem Longseller im deutschen TV-Kabarett: Am Donnerstag, dem 15. September 1988, präsentierte Richard Rogler erstmals Gäste aus Kabarett, Comedy sowie anderen Kleinkünsten und kommentierte mit ihnen das aktuelle Geschehen. Drei Jahre später, nach genau 25 Folgen beendete er seine Tätigkeit als Gastgeber nicht ganz freiwillig.
Im Mai 1992 trat dann Jürgen Becker seine Nachfolge an und gab mit Sätzen wie „Herr Rundfunkrat, Sie haben Herrn Rogler auf dem Gewissen …“ die Richtung vor; die „Mitternachtsspitzen“ kehren auch vor der eigenen Tür, sehen den Balken im eigenen Auge, kommentieren das Tun und vor allem das Lassen auch der eigenen Leute, der vermeintlich fortschrittlichen Politiker, der so genannten Publikumslieblinge und nicht zuletzt der Würdenträger des „normalen Glaubens“. „Kritik und Spott sind umgekehrte Zuwendung“, heißt das bei Jürgen Becker. Was den Kölner Kardinal allerdings nicht immer getröstet haben dürfte.

© WDR/M. Grande

Aufhören mit dem alten Schlamassel! Umdenken! Das ist ebenfalls seit Mai 1992 der strenge Mahnruf Wilfried Schmicklers am Ende einer jeden Sendung. Und auch Wilfried Schmickler kehrt vor der eigen Tür: Von Anfang an kritisierte er scharf Herrn Beckers oder des Heimathirschen Tun, jedes Mal legt er die Finger eben nicht nur in fremde Wunden.
Mit Uwe Lyko alias Herbert Knebel schließlich wurde das Spektrum der „Mitternachtsspitzen“ 1996 um eine weitere Farbe ergänzt: Seitdem versteckt jener Rentner aus dem Ruhrgebiet kontinuierlich das Tiefe an der Oberfläche, hinter alltäglichen Begebenheiten und Erfahrungen.
Bettina Böttinger blickt gemeinsam mit ihren vier Gesprächspartnern Richard Rogler sowie Jürgen Becker, Uwe Lyko und Wilfried Schmickler zurück auf das Beste, Wahrste, Schönste – und auch Peinlichste: auf Momente in den „Mitternachtsspitzen“ und – durch diese gespiegelt- auf mehr oder minder große Augenblicke in der deutschen Politik-, Kultur- oder Mediengeschichte.