Musik – Macht – Motorrad!

In diesem Heft gibts die Geschichte

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Im Oktober 1968 erhitzten 19 unbekleidete Frauen auf einem Plattencover altbackene Gemüter. Das Vinyl darin speichert bis heute den Höhepunkt der Schaffenskraft eines unerreichten Virtuosen. Jimi Hendrix schuf mit „Electric Ladyland“ eines der bedeutendsten Alben der Rockgeschichte.

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Elektrifizierung

Ohne die revolutionäre Erfindung der E-Gitarre wäre die Geschichte anders verlaufen. So hatten die 68er Hendrix Experience, die Hippies Janis Joplin und Woodstock, die Hausbesetzer Ton Steine Scherben, die Friedensbewegung, die Bots und BAP und die Punker Patti Smith. Auch „Easy Rider“ hätte in den Kinos ohne den revolutionären Sound der E-Gitarren nicht nach „Born to Be Wild“, sondern brav nach Reinhard Mey geklungen – und nicht im Entferntesten einen solch beispiellosen Motorradboom entfachen können. Doch wie kam der Strom in die Popkultur?

Heute huldigen nicht wenige Motorradfans althergebrachtem, elektrifizierte Bikes empören die Gemüter der Petrolheads und werden oft kategorisch abgelehnt. Dabei zeigt gerade die Geschichte der Rockmusik, welch unsterbliche Kraft die Wucht des Watts entwickeln kann.

AC/DC will never die

Dieses ehemalige Bauern-Brot-und-Buttermotorrad ist ein Derivat der DKW RT 125, in Moskau kopiert, 1955 in Minsk produziert und nach dem Ende der DDR von der Roten Armee achtlos zurückgelassen. Die Rostige von der Resterampe der Geschichte will nun durch diesen gewagten Umbau Appetit machen auf das betörende Drehmoment der Elektrizität. Damit ist keineswegs Lenin gemeint: „Sozialismus ist Sowjetmacht plus Elektrifizierung.“ Aber konservative Zeitgenossen seien daran erinnert, dass der Elektromotor älter ist als der Verbrenner! Elektromotorräder müssen also nicht modern und steril aussehen. Sie können den gleichen technischen Sex entwickeln wie Zweiräder mit dem altbewährten Ottomotor, sind dabei aber potent wie ein Stier!

In tonnenschweren Güterzügen haben E-Motoren kraftvoll das Wirtschaftswunder gewuppt. Wo Verbrenner Ihre spärliche Effizienz auch noch im Drehmoment-Wandler der Lok versenken, greift der Magnetmotor mit über 90 % Wirkungsgrad direkt an. Mit einem Motorrad hat der kompakte Powerprotz besonders leichtes Spiel, zumal die Akkus dank intensiver Forschung immer besser werden und mit immer weniger seltenen Ressourcen auskommen. Obendrein sind nach vielen Jahren Fahrbetrieb noch sämtliche Rohstoffe vorhanden. Sie können (und müssen) recycelt werden. Wenn wir also den Kopf freibekommen, kann das enorme kreative Potenzial der Custombike-Szene gehörig dazu beitragen, dass der Strom nach der Musik- auch die Motorradkultur so fulminant flasht wie einst Jimi Hendrix die amerikanische Nationalhymne in seiner Version von „The Star-Spangled Banner“. So müssen gutbürgerliche Mahner befürchten, dass Motorradfahren zeitgemäß bleibt, die Freiheit auf zwei Rädern eine große Zukunft hat und gleichzeitig noch mehr Spaß macht!

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Laut Bob Dylan findet man die beste Version eines seiner berühmtesten Songs auf einer LP, die gar nicht von ihm ist, sondern von Jimi Hendrix.

Genau so ist es mit dem Sound unserer elektrischen Minsk: Wenn sie durch die Serpentine pfeift, erinnert ihr Timbre entfernt an einen Düsenjäger weit oben in der Stratosphäre. Zugegeben, nicht der nackte, doch der feine Wahnsinn – verbindet das Bike doch das Beste aus zwei Welten: Vergangenheit und Zukunft: Die Pilotin kann nach der Fahrt ohne Tinnitus den Tonabnehmer in die Rille legen und „All Along the Watchtower“ hören.