Jürgen Becker und Didi Jünemann. Musik: Wolfgang Jägers

Vielleicht erinnern Sie sich an den Moment. Es waren die 1990er-Jahre. Bei der „Stunksitzung“, dem Flaggschiff des alternativen Kölner Karnevals, senkte sich langsam eine Leinwand aus dem Gestühl des E-Werks. Ein Film wurde abgefahren: in einem Ambiente wie aus Wim Wenders’ „Paris, Texas“ latschten Richtung Las Vegas Jürgen Becker und Didi Jünemann im Karnevalsornat und der einzige Kommentar von Jürgen Becker zur Wüste Nevadas war: „Die zieht sich aber, die Kiesgrube.“

Sie befanden sich mitten in einem neuen Kapitel des „Missionswerk Rheinischer Frohsinn“ – das waren Jürgen Becker und Didi Jünemann, wenn sie über viele Jahre und Sessionen hinweg im Fernsehprogramm des WDR und im Rahmen der “Stunksitzung” auf unnachahmliche Art einen so einzigartig wie komischen Einblick in die Hintergründe des Kölner Karnevals boten.

Sie haben die Karnevalsflüchtlinge in den Alpen missioniert, die Bundeswehr karnevalistisch destabilisiert, die Spielautomaten von Las Vegas auf „Alaaf“ gestimmt, auf dem Mond die Flagge des Festkomitees gehisst und sich nicht einmal vor der Überschreitung der Düsseldorfer Stadtgrenze zurückgeschreckt. Jürgen Becker und Didi Jünemann hatten die Lizenz zum Missionieren.

Noch heute lohnt es sich, im Umfeld der Kölner „tollen Tage“ das Fernsehprogramm des WDR zu durchforsten – irgendwo wird sie immer wieder wiederholt, die filmische Weltreise im Auftrag des Karnevals, garniert mit den satirischen Kommentaren der beiden „Missionare“ und gewürzt mit schräger Karnevalsmusik von Wolfgang Jägers.

In diesem Sinne: Dreimal Kölle alaaf!